Du willst dein Ziel neu definieren?
Wie du deinen neuen beruflichen Weg findest - im Einklang mit deinen Lebenszielen, deinen Werten und deinem Umfeld.
Wer nicht weiß, nach welchem Hafen er steuert, für den gibt es keinen günstigen Wind. - Seneca
Viele Menschen spüren irgendwann, dass das Leben in seiner gewohnten Form nicht mehr passt. Beruf, Familie, Verpflichtungen - alles läuft, und dennoch bleibt das Gefühl, dass irgendwo unterwegs die eigene Richtung verloren ging.
Dieser Artikel zeigt eine klare Struktur, wie du Schritt für Schritt wieder in Kontakt mit dir selbst kommst (Selbstwahrnehmung), deine Richtung bewusst wählst und deinen inneren Kompass neu ausrichtest.
1. Gegenspieler zur inneren Auseinandersetzung
Das tägliche Leben fordert uns ständig: Projekte abschließen, Termine einhalten, Erwartungen erfüllen. Wir sind konditioniert, das „Daily Business“ abzuarbeiten und das fühlt sich kurzfristig gut an. Unser Belohnungssystem reagiert auf erledigte Aufgaben.
Doch genau das kann zur Falle werden: Wer ausschließlich reagiert, reflektiert selten. Die permanente Aktivität übertönt die Signale des Inneren.
Gleichzeitig hält die Angst vor Neuem viele Menschen zurück. Das Unbekannte wirkt riskant, der aktuelle Zustand dagegen vertraut, aber Sicherheit ist oft nur eine Illusion. Stabilität entsteht nicht durch Stillstand, sondern durch Anpassungsfähigkeit.
Wechsle die Perspektive. Betrachte anstehende Veränderungen aus drei Blickwinkeln:
- Risiko-Perspektive: Was könnte ich verlieren?
- Chancen-Perspektive: Was kann ich gewinnen?
- Lern-Perspektive: Was kann ich daraus lernen?
Diese Übung wandelt Angst in Handlungsfähigkeit und bereitet das Fundament für die innere Klärung.
2. Lebensziele geben Richtung
Je klarer wir unsere Lebensziele kennen, desto leichter fällt es uns, bewusste Entscheidungen zu treffen - frei von äußeren Erwartungen und spontanen Reaktionen.
Ziele entstehen aus der Verbindung von Bedürfnissen und Werten. Einkommen, Sicherheit, soziale Zugehörigkeit, Anerkennung, persönliche Entfaltung - sie alle spiegeln Ebenen menschlicher Motivation wider.
Die Maslowsche Bedürfnispyramide hilft, diese Ebenen zu ordnen:
- Grundbedürfnisse: stabile finanzielle Basis, gesunde Lebensführung.
- Sicherheitsbedürfnisse: Arbeitsplatzsicherheit, Struktur, Stabilität.
- Soziale Bedürfnisse: Zugehörigkeit, Familie, Team, Freundschaft.
- Individualbedürfnisse: Anerkennung, Wertschätzung, Verantwortung, Autonomie.
- Selbstverwirklichung: persönliche Weiterentwicklung, Sinn, Potenzial-Entfaltung.
Die Maslowsche Bedürfnispyramide zeigt, dass Orientierung entsteht, wenn wir unsere Motivation auf allen Ebenen verstehen, von den Grundlagen des Lebens bis zur Entfaltung unseres vollen Potenzials.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Abgleich deiner Lebensziele mit denen deines Partners oder Umfelds. Zwei Menschen, die in unterschiedliche Richtungen steuern, verlieren früher oder später den gemeinsamen Kurs.
Überprüfe deine Lebensziele mit der Maslow-Struktur:
- Markiere, welche Ebenen aktuell erfüllt sind und welche deine Aufmerksamkeit brauchen.
- Fülle zuerst die Basis, bevor du neue Höhen anstrebst.
Diese Betrachtung hilft dabei, Prioritäten zu setzen und Lebensziele zu strukturieren.
3. Ressourcen erkennen und Selbstbewusstsein entwickeln
Neuorientierung gelingt, wenn du weißt, worauf du bauen kannst. Persönlichkeit, Erfolge, Erfahrungen und Kompetenzen bilden dein Fundament.
- Persönlichkeit: Ein Abgleich von Selbst- und Fremdbild schafft Klarheit. Was macht dich aus? Wie nimmst du dich selbst wahr und wie sehen dich andere? Diskrepanzen sind keine Fehler, sondern Lernfelder.
- Erfolge: Sie sind Belege deiner Wirksamkeit - auch kleine Erfolge. Wer sie regelmäßig dokumentiert, stärkt Selbstvertrauen. Ein Erfolgsjournal hilft dabei, diese sichtbar zu machen.
- Erfahrungen: Jede Erfahrung formt dein Urteilsvermögen und erweitert deine Handlungsfähigkeit. Reflektiere, was du aus Situationen gelernt hast, und erkenne Muster. So wird Erlebtes zur Orientierung und Stärke für kommende Entscheidungen.
- Kompetenzen: Eigene Stärken, Fähigkeiten und Motive erkennen. Die Theorie des Karriereankers von Edgar Schein zeigt, welche Motive dich im Berufsleben leiten, z.B. Sicherheit, Unabhängigkeit, Herausforderung oder Dienst an einer Sache.
Teste, welche Tools dich unterstützen:
- Selbstbild-Fremdbild-Abgleich - Hole Feedback von 3 Personen ein.
- Erfolgsjournal - Notiere jede Woche 3 Erfolge.
- Erfahrungsreflexion - Wähle jede Woche eine prägende Situation und notiere, was du daraus gelernt hast.
- Karriereanker-Modell - Erkenne deine Stärken und Fähigkeiten und verstehe, welche Motive dich im Berufsleben antreiben.
So entsteht ein realistisches Selbstbild als Grundlage für deine Entscheidungen.
4. Eigene Werte benennen und leben
Werte sind das Fundament jeder Neuorientierung. Sie bestimmen, was du wichtig findest, wofür du Zeit investierst und wo du dich fehl am Platz fühlst.
30 typische Werte sind z.B.
| Achtsamkeit | Fairness | Perfektion |
| Authentizität | Familie | Pragmatik |
| Autonomie | Flexibilität | Respekt |
| Balance | Freiheit | Selbstbestimmung |
| Bequemlichkeit | Freundlichkeit | Sicherheit |
| Bildung | Kreativität | Sinn |
| Bodenständigkeit | Leistung | Verantwortung |
| Ehrlichkeit | Loyalität | Vertrauen |
| Effizienz | Nachhaltigkeit | Zugehörigkeit |
| Erfolg | Ordnung | Zuverlässigkeit |
Die größte Herausforderung liegt nicht im Benennen, sondern im Leben dieser Werte. Wunschwerte, z.B. Achtsamkeit, unterscheiden sich oft von gelebten Werten, z.B. Leistung.
Schreibe deine Top 5 Werte auf.
Prüfe: Stimmen sie mit deinem beruflichen Umfeld überein?
Wenn nicht, welche Veränderung würde mehr Übereinstimmung schaffen?
So erkennst du, ob deine tägliche Energie im Einklang mit deinen Überzeugungen steht.
5. Energiebilanz - Das Barometer deiner Haltung
Veränderungen brauchen Energie. Gewohnheiten sparen Energie. Daher entscheiden wir uns lieber für das Gewohnte. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen in Veränderungsphasen mit leerem Akku starten.
| Energieräuber | Energiequellen |
|---|---|
| Schlafmangel | ausreichend Schlaf |
| unregelmäßige Mahlzeiten und zu wenig trinken | regelmäßige Mahlzeiten und ausreichend trinken |
| Bewegungsmangel | Bewegung und Pausen |
| ständige Erreichbarkeit | förderndes Umfeld |
| Tätigkeiten ohne Sinnbezug | sinnvolle Aufgaben |
Mentale Energiebilanz
Unsere alltäglichen Erlebnisse können sich energieförderlich oder energieraubend auswirken. Eine Situation kann energieförderlich sein, wenn sie unseren Erwartungen entspricht oder diese übersteigt. Umgekehrt führt eine Situation, die wir für uns als negativ bewerten, zu Energieverlust. Wichtig ist unsere Haltung (Bewertung) zu der jeweiligen Situation; diese können wir bewusst steuern, so dass sie möglichst positiv ausfällt.
Unsere Haltung hat Einfluss auf unsere Energiebilanz. Wer Situationen als Lernchance bewertet, gewinnt Energie; wer sie als Bedrohung erlebt, verliert sie. Energie folgt Aufmerksamkeit.
Führe ein Energietagebuch:
Was gibt dir Energie? → davon mehr.
Was raubt dir Energie? → davon weniger.
Diese Übung macht sichtbar, wie sehr du dein Energie-Level selbst steuern kannst.
Fazit: Klarheit schafft Kraft
Die hier beschriebenen Schritte führen dich zu mehr Selbstklarheit und ermöglichen, dein Leben nach deinen Bedürfnissen auszurichten. Zusammenfassend bedeutet das:
- Wahrnehmen - was ist.
- Verstehen - was dir wichtig ist.
- Entscheiden - was du brauchst.
- Handeln - was dir Energie gibt.
Bewusste Neuorientierung steigert Lebensqualität. Sie erhöht Selbstvertrauen, Resilienz und Zufriedenheit, weil du wieder das Steuer übernimmst.
Zusammenfassung der Tools
| Kapitel | Tool / Methode | Nutzen |
|---|---|---|
| 1 | Drei-Perspektiven-Übung | Angst in Handlungsfähigkeit verwandeln |
| 2 | Maslowsche Bedürfnispyramide | Prioritäten klären, Lebensziele strukturieren |
| 3 | Selbstbild-Fremdbild, Erfolgsjournal, Erfahrungsreflexion, Karriereanker | Stärken erkennen, Selbstwert stabilisieren |
| 4 | Werteabgleich | Werte-Klarheit schaffen, Umfeld prüfen |
| 5 | Energietagebuch | Energiequellen bewusst steuern |
Vorschau auf den Folgeartikel
Vom Denken ins Tun: Wie du Veränderung erfolgreich umsetzt
In der nächsten Ausgabe geht es um den entscheidenden Übergang: Wie du aus Klarheit Handlung machst, Optionen schaffst, Altes loslässt und dich Schritt für Schritt aus der Komfortzone bewegst.
Quellen
- Schwartz, T. & Loehr, J. (2007): Manage Your Energy, Not Your Time. Harvard Business Review. manage-your-energy-not-your-time
- Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2000): Self-Determination Theory. selfdeterminationtheory.org
- Schein, E. (1978): Career Anchors. MIT Sloan School of Management.
- Pelz, W. (2023): Persönlichkeit gewinnt. Schäffer-Poeschel.
- Zbinden, M. (2022): Menschlichkeit in der Führung. Springer Gabler.